Kain dachte immer nur an sich und seinen eigenen Vorteil. Wenn Abel etwa beim Laufen schneller war, ärgerte sich Kain darüber. Abel aber war hilfsbereit und freundlich. Er betete jeden Abend zu Gott und bat ihn, seinen Bruder Kain zu beschützen. Die Jungen wuchsen heran. Kain betete nicht so oft. Und wenn, dann forderte er Gott auf, seinen Bruder beim nächsten Wettlauf verlieren zu lassen. Kain wurde Ackerbauer, sein Bruder Abel ein Schafhirte.
Die beiden waren sehr zufrieden mit ihrer Arbeit. Sie wollten Gott dafür danken und ihm eine Freude bereiten. Kain brachte ein großes Bündel goldgelbes Getreide, das er gerade geerntet hatte. Abel wollte Gott ein Schäfchen aus seiner Herde schenken. Da schaute Gott auf die schönen Geschenke und die beiden Brüder. Er sah ihnen mitten ins Herz und wusste genau über sie Bescheid: Abel liebte Gott und vertraute ihm. Für Kain aber gab es nichts Wichtigeres als seinen eigenen Vorteil. Voller Liebe schaute Gott auf Abel und nahm das geschenkte Lämmchen an. Das Bündel Getreide aber wies Gott zurück.
Da wurde Kain sehr zornig. Er dachte: “Warum nimmt Gott mein Geschenk nicht an? Und warum liebt er Abel mehr als mich?” Und sein Hass auf Abel wurde größer und größer. Kain drehte Abel den Rücken zu und wollte fortgehen. Doch Gott sprach zu ihm: “Warum bist du so zornig, Kain? Wenn du nicht immer nur an dich und deinen eigenen Vorteil denken würdest, wäre alles gut für dich. Gott wollte Kain eine letzte Chance geben, sich auf das Gute zu besinnen.
Kain aber wollte nicht auf Gott hören. Blind vor Wut lief er auf sein Feld zurück. Und sein Hass auf Abel wurde von Tag zu Tag größer. Eines Abends schlug Kain vor: “Komm, Abel, lass uns zusammen aufs Feld gehen!” Abel freute sich und dachte: “Vielleicht ist ja jetzt alles wieder gut. Bestimmt möchte Kain sich mit mir vertragen.” Doch kaum waren die beiden auf dem Feld angekommen, fiel Kain voller Wut über Abel her und erschlug ihn mit einem schweren Stein. Ohne sich umzudrehen, lief Kain davon.
Da sprach Gott zu ihm: “Wo ist dein Bruder Abel?” Kain erschrak und antwortete: “Woher soll ich wissen, wo mein Bruder ist? Ich kann doch nicht ständig auf ihn aufpassen!” Doch Gott hatte gesehen, was geschehen war und rief: “Warum hast du etwas so Schreckliches getan? Du kannst nicht mehr hier bleiben. Der Ackerboden ist voller Blut. Es ist das Blut deines Bruders, den du getötet hast. Deshalb wirst du auf dieser Erde nichts mehr ernten und für den Rest deines Lebens ein heimatloser Wanderer sein, der nirgends Ruhe findet.”