Große amerikanische Philosophie der Gegenwart: „Der Schwanz ist zu klein!“

Eine Rezension des Filmes „Avatar. The way of water“ – von Dr. Nikolaus Götz

Auch „die Deutschen“ wissen seit März 2022, dass „wir“ in der Ukraine einen guten Krieg führen! Zu diesem großen, medial eingebläuten geostrategischen Denkansatz passt es, dass die Illusionsfabrik von Hollywood mit dem neustem Film von James Cameron nun den besseren, den richtigen amerikanischen Traum eines „Way of life“ in die deutschen Kinos gebracht hat: nämlich Avatar: The way of water (Teil 2) (1).

Und wieder ’reiten’ in diesem Fortsetzungsfilm, wie im alten ’Wilden Westen’, die ’guten’, noch mit der unzerstörten Natur in Einklang lebenden, ’Indianer’ gegen die ’bösen Cowboys’ an, wobei dem biederen Kinogänger vorab schon klar sein dürfte, dass nach dem kommenden blutrünstigen ’Shoot down’ pünktlich um ’12 Uhr mittags’ (2) natürlich die ’Guten’ zum ’happy end’, dem glücklichen Filmende nämlich, gelangen und gewinnen werden. Und so greift das neuste Drehbuch des Oskar gekrönten Regisseurs Cameron auf die bewährten schwarz-weiß Vorlagen mit all jenen alten ’positiven’ Klichees zurück und passt die erneut präsentierten Planetenbewohner einer ’Letzten Generation’ der ’Neuerde’ Pandora der aktuellen 3D Realisierungstechnik an: Doch ohne Brille geht die Chose nicht!

Die Handlung des Films, an die Darstellungsvorlage von Avatar Teil 1 anknüpfend, springt nach einer Walt Disney-Micky Maus-zeichentrickgleichen bunten Präsentation des glücklich zufriedenen Lebens der Heldenfamilie des Filmes auf dem Planeten Pandora mitten in die ‚Action’. Der urplötzlich und supernovahell am Sternenhimmel von Pandora aufleuchtende näherkommende ’Stern’ (von Bethlehem?) verkündet das Ende des ’happy family’-Daseins und den Anfang einer erneuten kriegerischen Invasion. Die Lichtreflektion im Weltall signalisierte die Rückkehr der Spezies Mensch nach Pandora (3), die nämlich diesen noch ökologisch intakten Planeten als neuen Wohnraum dringend benötigt. Die sogenannten ’Stern-Menschen’ haben nämlich inzwischen ihren Planeten, die sogenannte ’Erde’, einen einst blauschimmernden, wundervollen Wasser-Festplaneten durch ihre hirnlose militärisch-kapitalistische Zivilisation restlos zerstört, was so der zuhörende Kinogänger nur schnell in einem Nebensatz erfährt. Wie in einem alles vernichtenden Vulkanausbruch erfolgt der dargestellte erste Landgang der so präsentierten „kriegsgeilen Menschen“ auf Pandora, deren Kriegsphilosophie durch einen Erdengeneral in die Gehirne der Zuschauer implantiert wird: „Ein Marine kann keine Niederlage erleiden. Man kann ihn töten, doch er wird in der Hölle neu aufgestellt.“ (4) Und so erfolgt umgehend der Neubau der ersten technologisch fortschrittlichen Kolonie auf Pandora, auf einem Gelände ähnlich vergleichbar dem durch einen Feuersturm gerodeten Waldgebiet am Amazonas. Zeitgleich starten die verantwortlichen Conquistatores in spanischer Vernichtungsmanier auch die Suche nach dem damaligen Menschenkrieger ’Jake’ (5), der im Avatar Teil 1 die Planeteneroberung von Pandora durch seinen Seitenwechsel verhindert hatte.

Der Filmheld ’Jake’, inzwischen Vater von 4 Kindern, zieht es aus Raison jedoch zunächst vor zu flüchten und sich in den Weiten des südseeartigen Planeten zu verstecken. Typisch, dass seine Söhne, noch Jungs in der Adoleszenzphase, die Entscheidung ihres anführenden Vaters für das Familienteam nicht akzeptieren wollen. Und das auch, weil ihnen, nach der Aufnahme im neuen Gastfamilienclan der Meeresavatars, ehrverletzend mitgeteilt wird: „Der Schwanz ist zu klein!“ -deutsche Version-, um damit im Wasser ausreichend kräftig steuern zu können. Diese konkrete Kritik an ihrem Körperbau empfinden die betroffenen ’Dschungeljungs’ als Beleidigung! Doch die beiden ’Boys’ beweisen ihre Tugenden auch im Meer und können sich so gegen die rivalisierenden jugendlichen Eingeborenen der Gastfamilie behaupten. In wundervollen Filmsequenzen wird die Wasserwelt des Planeten Pandora, der irdischen Tiefsee nachempfunden, mit ihren Geschöpfen sichtbar und „der Weg des Wassers“ als spirituell-philosophische Lebensweise beschworen: „Das Wasser ist der Anfang und das Ende“ (Deutsche Kurzversion), womit der zusätzlich gewählte Untertitel des zweiten Teiles des Science-fiction Filmes Avatar eine Erklärung findet.

Mit der Entdeckung des Fluchtortes von Jake beginnt der obligatorische ’Shoot down’ oder der befreiende „Tag der Abrechnung“ des 193 Minuten langen Filmes. Dabei werden die zahlenmäßig weit überlegnen menschlichen Invasoren nur so weggeballert, wobei ein einfacher Pfeilschuss der sich wehrenden Ureinwohner die dickwandigen Panzerglasscheiben der Angreifer durchbricht. Wau! Auch das überlegene Herumgeballere von großkalibrigen Angriffswaffen der Menschen bringt fast keinen Treffer, weswegen natürlich die Ureinwohner den Endsieg erringen. Bedauerlicher Weise kommt in diesem Endkampf einer der Söhne von Jake ums Leben. Erneut fließt jetzt die steinzeitphilosophische Erkenntnis in die matialisch-brutale Szenerie: Jake erkennt und bekennt in dieser Situation, dass es sich lohnen würde, für den Erhalt seiner Familie zu kämpfen.

Ja, der Film Avatar passt wie „die Faust aufs Auge“ als Heils-Botschaft zum aktuell laufenden Krieg in der Ukraine. Der ’Mensch’ braucht halt Durchhalteparolen und Hollywood liefert prompt. Dass die im Film angezeigten ’ewigen’ menschlichen Konflikte zur Erziehung Heranwachsender, zur Ökologie wie zur kapitalistischen Ökonomie letztendlich nicht gelöst, sondern komplett ausgeblendet werden, ist wohl volle Absicht der ’absolut unpolitischen’ Filmemacher. Die vordergründige individuelle Handlungsebene verschluckt komplett die hintergründige Filmbotschaft, was die Lobeshymnen der stets angepassten Fake-Schreiberlinge der vielen Kino-News nicht reduziert, wie überall zu lesen ist. So folgt mit dem zu konstatierendem finanziellem Filmerfolg schon ein weiterer Teil des ’Planeten der Affenmenschen’ Avatar Teil 3 (6). Darin könnte beispielsweise der inzwischen zum Mann gereifte ’Spider’ und Sohn des geretteten letzten ’Stellar Soldier’ eine neue versöhnende Rolle als Mediator zwischen den friedlichen Ureinwohnern mit ihren Walen und der Menschheit spielen.

John Lennon, der “Träumer” für eine kriegsfreie Welt meinte so schon 1971: „Imagine there’s no countries It isn’t hard to do Nothing to kill or die for And no religion, too…” Für den „Kampf um Pandora“ wäre im Zitat des intellektuellen Beatles nur das Wort „Land“ gegen den „Planeten“ auszutauschen. Doch die Realität der ewigen für ihre Lügen bezahlten oder einfach unwissenden Schreiberlinge dominiert im Geschäft: Und so geht auch bei Cameron der in die Weiten des Weltalls verlagerte „Krieg“ weiter, denn „Krieg ist ja so schön!, besonders wenn es, wie im Film gezeigt, um ’action’ pur geht.

Anmerkungen:

1 Nach dem Film ’Avatar – Aufbruch nach Pandora aus dem Jahr 2009 nun ein zweiter Teil: Avatar: The way of water (engl.): dt.: Avatar: Der Weg des Wassers.

2 ’12 Uhr Mittags’ (High noon) ist ein bekannter Western aus dem Jahr 1952. Der ’Höchststand der Sonne’ kündigt in diesem Film die ’Abrechnung’ an. Auch im aktuellen Film Avatar 2 signalisiert eine ’Sonnenfinsternis’ den kommenden Filmhöhepunkt.

3 Der Name ’Pandora’ greift auf die griechische Mythologie zurück. Dort wird mit dem Namen ’Pandora’ eine „schöne Frau“ verstanden. Diese jedoch hat von Zeus als Geschenk eine Dose erhalten, die sogenannte „Büchse der Pandora“. Durch die Öffnung dieser Dose entweichen alle Untugenden und Laster der Menschen, weswegen die Erde nun zu einem trostlosen Ort verkommt (Siehe auch: WIKIPEDIA.org/wiki/avatar_(internet)). Diese Drohung ergreift im Film nun auch auf die ’Neuerde’ über, wenngleich die Filmverantwortlichen ihre Namensgebung des Planeten ’Neuerde’ nicht thematisieren.

4 „A marine can’t be defeated. You can kill us, but we’ll just regroup in hell.” „Ein Marine kann keine Niederlage erleiden. Man kann uns töten, doch wir werden in der Hölle neu aufgestellt.“

5 „Jake“ englisch-amerikanischer Name zurückzuführen zu ’Jack’ oder John im Französischen ’Jacques’, was in der deutschen Sprache einfach ’Jakob’ bedeuten würde. Damit ist aber klar, dass der Name ’Jakob’ oder ’Israel’ auf die Schilderungen der Bibel zurückzuführen ist und damit erneut auf die Bedeutung „Stammvater“ verweist. Diese Konnotation wird von den Filmverantwortlichen vielleicht auch intendiert, da der Erdenmensch ’Jake’ als Avatar mit seiner neuen Gefährtin vom Planeten Pandora, zum ’Stammvater’ einer neuen Lebensform (anatomisch beispielsweise mit „5 Fingern“ und einem „kleineren Schwanz“) wird.

6 Wie auf Internet schon publiziert, soll eine weitere Version von Avatar als Teil 3 um den 24. Dezember 2024 in die Kinos kommen (Siehe beispielsweise die Ankündigung auf www.kino.de