Villeroy & Boch will die Fliesenfabrik in Merzig schließen

200 Mitarbeiter und deren Familien sowie die Region sind betroffen

Ende April hatte das Unternehmen den Arbeitnehmervertreterinnen, die Schließungsabsicht offenbart. Für Betriebsratsvorsitzender Uwe François zu spät: „Bei einer Betriebsänderung dieses Ausmaßes – die Produktion soll komplett in die Türkei verlagert werden – hat das Unternehmen laut Betriebsverfassungsgesetz den Betriebsrat nicht nur frühzeitig zu informieren, sondern auch mit ihm darüber zu beraten. Mir kann keiner erzählen, dass man das erst im April entschieden haben will.“

Schon im Spätjahr dieses Jahres die Volumina in der Türkei herzustellen, brauche – so François – eine Vorlaufzeit von mindestens einem Jahr, eher zwei. „Wenn dann auch noch 2021, absichtlich oder unabsichtlich, Teile der Produktion hier in Merzig gekürzt wurden, dann ist klar, dass der Standort sich verteuern muss. Gleichwohl hat die Arbeitnehmervertretung in Zusammenarbeit mit der IGBCE die Zeit seit Ende April genutzt und der Geschäftsführung sowie dem Aufsichtsrat ein zukunftsgerichtetes Produktionskonzept mit Wasserstoff als Energieträger für den Standort Merzig präsentiert. Doch mein Eindruck ist, dass dies von vornherein keine Chance hatte.“

„Wir wiesen seit Jahren, immer eng mit dem Betriebsrat, das Unternehmen wieder und wieder darauf hin, dass Produktionstechnik und Produktpalette dringend ein Update benötigen“, so Bezirksleiter Heiko Metzger. „Das wurde komplett ignoriert. Nun soll die Belegschaft den Preis bezahlen.“ Jetzt kämpfe man für einen vernünftigen Sozialplan. „Die Basis dafür ist der vereinbarte Ausschluss betriebsbedingter Kündigungen bis zum 31. März 2023.“

Auch Bürgermeister Marcus Hoffeld hat erst Dienstag, 5. Juli 2022 von der Schließung des Merziger Produktionswerks der Villeroy & Boch Fliesen GmbH erfahren. „Die Verlagerung der Produktion dieses alteingesessenen Traditionsunternehmens ist ein herber Verlust für unsere Stadt und die gesamte Region“, erklärte Merzigs Bürgermeister Marcus Hoffeld. „Den größten Schaden dieser Verlagerung tragen aber die rund 200 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer“, so Hoffeld.

„Wir werden daher Gespräche mit der Geschäftsführung und dem Betriebsrat der V&B Fliesen GmbH sowie dem saarländischen Minister für Arbeit, Magnus Jung, führen, damit Lösungen gefunden werden, die zeitnah den betroffenen Menschen eine berufliche Perspektive bieten“, verspricht der Bürgermeister.

Im Klartext, Bürgermeister Marcus Hoffeld hat die Vernichtung von 200 Arbeitsplätzen durch die Geschäftsführung und die Inhaber von V&B bereits hingenommen.